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Martin Kraft
Prof.in Aleida Assmann über Erinnern und Vergessen
Über Erinnern und Vergessen. Weshalb Vergessen per se nicht schlecht sein muss und wie Museen zur Bewältigung von Herausforderungen der Zukunft beitragen können.

Manche bezeichnen sie als „Erinnerungsexpertin“ – kein Wunder, schließlich forscht die Konstanzer Kulturwissenschaftlerin und Balzan-Preisträgerin Aleida Assmann seit den 1990er-Jahren zum Thema „Kulturelles Gedächtnis“. Als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Hauses der Geschichte Österreich (HdGÖ) erarbeitete Assmann die Umsetzungsstrategie für das Museum mit.

Das Haus der Geschichte Österreich nimmt die Gründung der Ersten Republik 1918 zum Ausgangspunkt, um zu erzählen, wie Demokratie herausgefordert, abgeschafft und neu erfunden wurde und wie sie sich stetig weiterentwickelt hat. Für Assmann ist das HdGÖ ein Demokratiemuseum, das den Besuchern auch vor Augen führe, wie leicht Demokratien sich selbst abschaffen können. Angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen stellt sich die Frage, ob die Menschen die Vergangenheit vergessen haben.

Von Sissi bis zum Roten Wien
Erinnern und Vergessen – dass diese beiden kognitiven Prozesse zusammengehören, betont Assmann. Weder sei Erinnern per se gut noch Vergessen böse. Erinnern könne Ressentiments schüren und Rachegefühle wachhalten, Vergessen hingegen entlasten und Kraft spenden. Als ambivalentes Beispiel nennt Assmann Frankreich: Die starke positive Erinnerung an Charles de Gaulles Widerstand gegen die deutsche Okkupation habe dazu beigetragen, ein negatives Ereignis, die Kollaboration des Vichy- Regimes, in den Hintergrund zu drängen. Nach 1945 war der Wunsch, den Nationalsozialismus und die Gewaltverbrechen im Zweiten Weltkrieg in ganz Europa zu vergessen, vorherrschend – in Deutschland herrschte Schweigen, auch andere Länder Europas hätten „Schonzeiten“ für ihre Verbrechen im Zweiten Weltkrieg gehabt. Österreich hingegen inszenierte sich, so Assmann, als „Hitlers erstes Opfer“. Gemeindebauten erinnern seit den 1920er-Jahren daran, wie der Staat nach dem Ende der Habsburgermonarchie bestrebt war, der ehemaligen Kaiserstadt ein neues internationales Image als Rotes Wien zu geben. In den 1950er-Jahren wiederum wurde die Kaiserzeit dank „Sissi“-Filmen romantisch verklärt, während auch die heile Welt eines Hans Moser dazu beitrug, die bittere Nachkriegszeit zu vergessen. Mittlerweile arbeiten unter anderem „Stolpersteine“ in Wien gegen das Vergessen, indem sie an die Vertreibung der Juden erinnern. Umso wichtiger sei es heute, zeithistorische Museen wie das HdGÖ zu errichten, die aufzeigen, woher man komme und wohin es gehe. Wie sollte laut der Kulturhistorikerin das Konzept eines historischen Museums heutzutage ausschauen? Die Schwierigkeit im Zeitalter digitaler Medien sei es vor allem, Geschichte anschaulich zu erzählen – ein Leichtes hingegen, zu eigener Recherche und Weitererzählung zu ermuntern.

Und heute?
Als weitere Maßnahme gegen das Vergessen schlägt Assmann vor, sich folgende Fragen zu stellen: Was wird gerade ausgeschlossen und überdeckt? Sie appelliert an die Verantwortung des Einzelnen: Wie kann man vermeiden, dass Opfer der eigenen Geschichte missachtet und Stimmen übergangen werden? Das HdGÖ sei ein öffentlicher Ort, wo Fragen der eigenen Identität ausgehandelt werden können. Als „Treffpunkt der Generationen“ soll das HdGÖ Kenntnisse über die Vergangenheit vermitteln und so zum Nachdenken über zukünftige Herausforderungen auffordern. In historischen Museen wie diesem könne die Gesellschaft in den Spiegel schauen.

 

Quelle: „Die Presse“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. Co KG